Aktuell

Hochsee-Praktikum

Wie geht es dem Meer derzeit, und wie verändert es sich unter dem Einfluss der Klimaerwärmung? Zu diesen wichtigen Fragen sammelt das Kernteam der segelnden Forschungsjacht «Eugen Seibold» – deren Betrieb von der Werner Siemens-Stiftung unterstützt wird – seit zwei Jahren wissenschaftliche Daten. Zu den Expeditionen laden die erfahrenen Meeresforscherinnen und -forscher auch immer wieder Nachwuchskräfte ein. Ende September 2021 war es für drei Studierende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich soweit: Sie konnten ein zweiwöchiges Praktikum auf der «Eugen Seibold» absolvieren. Eine Fotoreportage über ihren Einsatz auf hoher See.

Die drei Studierenden Sixtine Dromigny, Jonas Schneider und Janine Schmitter der ETH Zürich sind auf der kanarischen Insel Lanzarote und begeben sich auf das sauberste Forschungsschiff der Welt, die «Eugen Seibold».
Es ist Morgen auf der kanarischen Insel Lanzarote. Die drei Studierenden Sixtine Dromigny, Jonas Schneider und Janine Schmitter der ETH Zürich begeben sich auf das sauberste Forschungsschiff der Welt, die «Eugen Seibold». Dort erwarten sie erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sie in das Beproben des Meeres einführen werden.
Die Meeresbiologin Hedy Aardema (Mitte) erklärt den «Hochsee-Praktikantinnen und -Praktikanten» das sogenannte luftchemische Labor, das der Beprobung der unteren Atmosphäre – Messung von Aerosolen und anderen Partikeln – dient.
Die Meeresbiologin Hedy Aardema (Mitte) erklärt den «Hochsee-Praktikantinnen und -Praktikanten» das sogenannte luftchemische Labor, das der Beprobung der unteren Atmosphäre – Messung von Aerosolen und anderen Partikeln – dient.
Kapitän Karl Vahtra plant die Route der nächsten Expedition unter Berücksichtigung von Wind und Wellen.
Kapitän Karl Vahtra plant die Route der nächsten Expedition (oberer Monitor) unter Berücksichtigung von Wind und Wellen (unterer Monitor).
Meeres-Chemiker Hans Slagter diskutiert mit Datenmanager David Walter die Datenerfassung und -archivierung. Im Hintergrund die Stewardess Adeele Kuslap, die das Mittagessen für die zwölf-köpfige Gruppe zubereitet.
Austausch ist wichtig: Meeres-Chemiker Hans Slagter (Mitte) diskutiert mit Datenmanager David Walter (rechts) die Datenerfassung und -archivierung. Im Hintergrund die Stewardess Adeele Kuslap, die das Mittagessen für die zwölf-köpfige Gruppe zubereitet.
Stewardess Adeele Kuslap beim aufhängen der frischen Wäsche auf dem Deck.
Wind gehört zum Atlantik wie Sauberkeit zum Forschungsalltag.
Im Bild das Nasslabor: Auf dem Labortisch stehen das Durchfluss-Zytometer (links) und das Fast Repetition Rate fluorometer (FRRf; Mitte), die das Pico-, Nano-, und Mikro-Plankton bzw. die Chlorophyll-Aktivität messen.
Die Forschungsjacht «Eugen Seibold» ist mit den neuesten Analysegeräten ausgerüstet. Im Bild das Nasslabor: Auf dem Labortisch stehen das Durchfluss-Zytometer (links) und das Fast Repetition Rate fluorometer (FRRf; Mitte), die das Pico-, Nano-, und Mikro-Plankton bzw. die Chlorophyll-Aktivität messen. Unten befindet sich die FerryBox, die im Sekundentakt Temperatur, Salzgehalt, pH-Wert, Nährstoffe und CO2-Gehalt des Meerwassers in 3 m Wassertiefe misst und eine Charakterisierung der Ökologie vornimmt. Die Meeresbiologin Hedy Aardema bereitet die Filtration von Meerwasserproben für die Analyse weiterer Proben vor.
Hochsee-Praktikant Jonas Schneider demonstriert die Benutzung des Überlebensanzugs, mit dem man mehrere Stunden im kalten Wasser überleben kann.
Hilfe im Notfall: Hochsee-Praktikant Jonas Schneider demonstriert die Benutzung des Überlebensanzugs, mit dem man mehrere Stunden im kalten Wasser überleben kann.
Bild der Wasserschöpfer-Rosette, die ein zentrales Analysegerät ist. Damit lässt sich in unterschiedlichen Meerestiefen (bis 2500 Meter Tiefe!) ein physikalisch-chemisch-biologisches Profil erstellen.
Die Wasserschöpfer-Rosette ist ein zentrales Analysegerät. Damit lässt sich in unterschiedlichen Meerestiefen (bis 2500 Meter Tiefe!) ein physikalisch-chemisch-biologisches Profil erstellen. So lassen sich die Schichtung des Meereswassers, die Nährstoffzufuhr und der Austausch zwischen oberen und unteren Wasserschichten untersuchen. Geologe Ralf Schiebel erklärt die Kalibrierung des pH-Meters.
Meeres-Chemiker Hans Slagter erklärt den Hochsee-Praktikantinnen die unter dem Labortisch installierte FerryBox, die eine detaillierte Charakterisierung der Ökologie des oberen Ozeanwassers erstellt.
Meeres-Chemiker Hans Slagter erklärt den Hochsee-Praktikantinnen die unter dem Labortisch installierte FerryBox, die eine detaillierte Charakterisierung der Ökologie des oberen Ozeanwassers erstellt. Damit die FerryBox während der Expedition auf See weitgehend automatisiert arbeiten kann, muss sie vorher geprüft, gereinigt und kalibriert werden.
Steuermann Argo Kruusmagi ist weltweit einer der erfahrensten und besten Schiffstechniker und Segler.
Seit Beginn unverzichtbarer Teil des Kernteams auf der «Eugen Seibold»: Steuermann Argo Kruusmagi ist weltweit einer der erfahrensten und besten Schiffstechniker und Segler.
Der Geologe Ralf Schiebel leitet «zuhause» am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz die Gruppe Mikropaläontologie.
Der Geologe Ralf Schiebel leitet «zuhause» am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz die Gruppe Mikropaläontologie.
An Bord der «Seibold» befindet sich ein grosser «Luft-Staubsauger» mit einem zehn Meter langen Rüssel über dem Achterdeck. Der Rüssel saugt die Luft direkt ins Labor zur Analyse. Luft enthält unter anderem Staub, der eine sehr wichtige Rolle im Klimasystem spielt: Staub kann zum Beispiel abkühlend wirken, da er die Sonneneinstrahlung reflektiert.
An Bord der «Seibold» befindet sich ein grosser «Luft-Staubsauger» mit einem zehn Meter langen Rüssel über dem Achterdeck. Der Rüssel saugt die Luft direkt ins Labor zur Analyse. Luft enthält unter anderem Staub, der eine sehr wichtige Rolle im Klimasystem spielt: Staub kann zum Beispiel abkühlend wirken, da er die Sonneneinstrahlung reflektiert. Ausserdem enthält Staub Eisen und andere Mikronährstoffe. Diese düngen das Meerwasser und lassen die Algen wachsen, was unter anderem zu einer Reduktion des CO2 führt.
Mit Stahlkappenschuhen und Helm vor möglichen Verletzungen geschützt, stabilisieren Hedy Aardema, Hans Slagter und Ralf Schiebel die Wasserschöpfer-Rosette mithilfe von Seilzügen und manövrieren sie vorsichtig ins Meer.
Das Aussetzen der Wasserschöpfer-Rosette ist anspruchsvoll, denn die Schiffsbewegungen versetzen das wertvolle Gerät in Schwingung. Bei Wind können die Auf- und Abwärtsbewegungen heftig werden. Mit Stahlkappenschuhen und Helm vor möglichen Verletzungen geschützt, stabilisieren Hedy Aardema, Hans Slagter und Ralf Schiebel die Wasserschöpfer-Rosette mithilfe von Seilzügen und manövrieren sie vorsichtig ins Meer.
Die Hochsee-Praktikantinnen legen Hand an: Sixtine Dromigny und Janine Schneider entnehmen Probenwasser aus der Wasserschöpfer-Rosette.
Die Hochsee-Praktikantinnen legen Hand an: Sixtine Dromigny und Janine Schneider entnehmen Probenwasser aus der Wasserschöpfer-Rosette.
Keine «Windhose», sondern ein Bongonetz, mit dem sich Plankton sammeln lässt. Mit den feinen Netzen werden die kleinsten Lebewesen, die sich im Meerwasser treiben lassen – das sogenannte Mikroplankton –, eingefangen und analysiert.
Keine «Windhose», sondern ein Bongonetz, mit dem sich Plankton sammeln lässt. Mit den feinen Netzen werden die kleinsten Lebewesen, die sich im Meerwasser treiben lassen – das sogenannte Mikroplankton –, eingefangen und analysiert.
Der Planktonproben kommen gleich in den Bauch der Jacht, wo sie zur Analyse vorbereitet werden.
Der Planktonproben kommen gleich in den Bauch der Jacht, wo sie zur Analyse vorbereitet werden.
Die Hochsee-PraktikantInnen schauen bei der Fixierung der Planktonprobe zu. Oben im Bild ist eine akrobatische Einlage von Meeresbiologin Hedy Aardema zu sehen, die einen Abfüllschlauch angelt.
Die Hochsee-PraktikantInnen schauen bei der Fixierung der Planktonprobe zu. Oben im Bild ist eine akrobatische Einlage von Meeresbiologin Hedy Aardema zu sehen, die einen Abfüllschlauch angelt.
Was zeigt die erste Planktonprobe von Praktikantin Janine Schmitter? Die ETH-Studentin interessiert sich für die im Meer lebenden Einzeller. Mikropaläontologe Ralf Schiebel hat die vergrösserte Ansicht des Mikroskops live auf den Computer übertragen.
Die Spannung steigt: Was zeigt die erste Planktonprobe von Praktikantin Janine Schmitter (Mitte)? Die ETH-Studentin interessiert sich für die im Meer lebenden Einzeller. Mikropaläontologe Ralf Schiebel (links) hat die vergrösserte Ansicht des Mikroskops live auf den Computer übertragen.
Die drei Praktikanten beim analysieren der Planktonprobe.
Praktikantin Janine Schmitter (rechts) ist begeistert: «Ich wäre sehr gerne einmal in der Ozeanografie tätig.»
Im sogenannten Nasslabor bekommt Praktikantin Sixtine Dromigny die Pufferlösung für das pH-Meter von Hans Slagter gereicht. Meereschemikerin Maria Calleja (rechts hinten) koordiniert die Arbeiten im Nasslabor.
Der Platz auf der «Eugen Seibold» ist beschränkt, so wird auch der Boden genutzt. Im sogenannten Nasslabor bekommt Praktikantin Sixtine Dromigny die Pufferlösung für das pH-Meter von Hans Slagter gereicht. Meereschemikerin Maria Calleja (rechts hinten) koordiniert die Arbeiten im Nasslabor.
Auch ETH-Student Jonas Schneider ist von seinem Hochsee-Praktikum begeistert: «Wir wurden sofort voll integriert. Das Team ist einfach toll. Geduldig teilen die Profis ihr grosses Wissen mit uns.»
Auch ETH-Student Jonas Schneider ist von seinem Hochsee-Praktikum begeistert: «Wir wurden sofort voll integriert. Das Team ist einfach toll. Geduldig teilen die Profis ihr grosses Wissen mit uns.»
Besprechung von Crew, Hochsee-Praktikant/innen und Wissenschaftler/innen: Was haben wir geschafft und wie geht es weiter? Wie entwickeln sich Wind und Welle?
Besprechung von Crew, Hochsee-Praktikant/innen und Wissenschaftler/innen: Was haben wir geschafft und wie geht es weiter? Wie entwickeln sich Wind und Welle?
Wer viel arbeitet, soll auch gut essen. Projektleiter Ralf Schiebel bespricht den Menüplan mit Stewardess Adeele Kuslap.
Wer viel arbeitet, soll auch gut essen. Projektleiter Ralf Schiebel (Mitte) bespricht den Menüplan mit Stewardess Adeele Kuslap.
Hochsee-Praktikant Jonas Schneider liest auf seinem Bett ein Buch.
Zeit und Raum für sich gibt es auf der «Eugen Seibold» nur wenig.
Glücklich im Jachthafen Marina Rubicón im Süden von Lanzarote gelandet: Oben Meereschemikerin Maria Calleja, Meeresbiologin Hedy Aardema, Meereschemiker Hans Slagter, Stewardess Adeele Kuslap, Geologe und Projektleiter Ralf Schiebel, Kapitän Karl Vahtra. Unten: die ETH-Student/innen Jonas Schneider, Sixtine Dromigny und Janine Schmitter, Datenmanager David Walter, Steuermann Argo Kruusmagi.
Glücklich im Jachthafen Marina Rubicón im Süden von Lanzarote gelandet: Oben (v. l.) Meereschemikerin Maria Calleja, Meeresbiologin Hedy Aardema, Meereschemiker Hans Slagter, Stewardess Adeele Kuslap, Geologe und Projektleiter Ralf Schiebel, Kapitän Karl Vahtra. Unten (v. l.): die ETH-Student/innen Jonas Schneider, Sixtine Dromigny und Janine Schmitter, Datenmanager David Walter, Steuermann Argo Kruusmagi.
Die «Eugen Seibold» segelt in den Sonnenuntergang.
Die Hochsee-Praktikant/innen sind begeistert von ihrem Einblick in die Arbeit auf dem saubersten Forschungsschiff der Welt. Janine Schmitter: «Das waren wohl die interessantesten zwei Wochen in meinem Leben.»