Aufschlussreicher Zahnstein
Die Archäogenetik-Fachleute um Christina Warinner haben den fossilen Zahnbelag von Menschen und Neandertalern der letzten 100 000 Jahre rekonstruiert und mit dem von Schimpansen, Gorillas und Brüllaffen verglichen. Dabei kam heraus, dass sich die Mundflora (das orale Mikrobiom) der modernen Menschen nur wenig von der Mundflora der Neandertaler unterscheidet. Und – Überraschung! –, dass frühe Menschen und Neandertaler bereits lange vor der Einführung des Ackerbaus Bakteriengruppen im Mund hatten, die spezifisch an die Aufnahme von Stärke angepasst waren. Das deutet darauf hin, dass stärkehaltige Nahrungsmittel wie Wurzeln, Knollen und Samen schon bei den frühen Menschen eine wichtige Rolle spielten. Es zeigt sich damit, dass die Erforschung von Mundbakterien wichtige Hinweise auf die frühzeitliche Ernährung geben kann. Die Ernährung wiederum dürfte mitverantwortlich sein für das grosse Gehirn, das den Homo sapiens auszeichnet.
Die Forschenden um Christina Warinner identifizierten ausserdem im versteinerten Zahnbelag zehn Gruppen von Bakterien, die seit über 40 Millionen Jahren sowohl im Menschen als auch in seinen engsten Verwandten, den Primaten, leben. Obwohl diese Bakterien nützlich sind und gesundes Zahnfleisch und gesunde Zähne fördern, sind viele bisher nur schlecht erforscht, und einige haben bislang nicht einmal einen Namen.
Links
> The evolution and changing ecology of the African hominid oral microbiome, PNAS, 18. Mai 2021