Wissensdurstig und innovativ
Das Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) ist nicht nur jung, sondern auch innovativ – genau wie die Professorinnen und Professoren, die dort lehren und forschen. Das Auswahlverfahren ist anspruchsvoll. Wer es besteht, erhält alle Unterstützung, die nötig ist, um Grundlagenforschung auf Weltklasse-Niveau zu betreiben. So auch die Physikerin Dr. Maria Ibáñez, deren Suche nach thermoelektrischen Hochleistungsmaterialien am IST Austria seit September 2020 von der Werner Siemens-Stiftung finanziert wird.
Die Katalanin Maria Ibáñez ist spezialisiert auf Nanomaterialien. Mit ihrem Team sucht sie nach neuen Hochleistungsmaterialien, die aus Temperaturunterschieden Strom gewinnen können. Das physikalische Phänomen, dass zwischen zwei Temperaturniveaus eine elektrische Spannung entsteht und damit Strom fliessen kann, ist seit bald 200 Jahren als Thermoelektrik bekannt. Allerdings wurden bisher noch keine Materialien gefunden, die den thermoelektrischen Effekt effizient und kostengünstig erzielen würden. Der Wirkungsgrad bei der Energieumwandlung ist mit rund 6 Prozent zu gering, um die Thermoelektrik im Alltag als Stromquelle konkurrenzfähig zu machen. Maria Ibáñez will das ändern. Die Physikerin sucht im Nanobereich nach neuen, effizienten und kostengünstigen thermoelektrischen Materialien.
Forschung und Familie
Seit zwei Jahren forscht und lehrt Maria Ibáñez als Assistenzprofessorin am IST Austria nördlich von Wien – auf dem topmodernen Campus, der neben dem umgebauten Zentralgebäude der ehemaligen Irrenanstalt Gugging errichtet worden ist. Maria Ibáñez ist aber nicht nur eine hoch motivierte Wissenschaftlerin, sondern auch Mutter. Ihr Sohn wird im IST-eigenen Kinderhort auf dem Campus betreut, während sie ihrer anspruchsvollen interdisziplinären Forschung nachgeht. Am IST Austria ist alles darauf ausgerichtet, dass die Forschenden beides haben können: Familie und Karriere. Um 17 Uhr holt Maria Ibáñez ihren Sohn ab und fährt mit ihm eine halbe Stunde lang mit dem Fahrrad nach Hause. Der Abend gehört ihrem Mann und ihrem Kind.
Mitdenken und mitbestimmen
«Mich interessiert, wie Dinge funktionieren», sagt Maria Ibáñez. Diese Grundhaltung kommt der promovierten Physikerin seit zwei Jahren auch ganz praktisch zugute. Denn seit ihrer Anstellung 2018 als Assistenzprofessorin mit eigener Forschungsgruppe am IST Austria denkt und entscheidet Maria Ibáñez mit, wie das neue Chemielabor am Campus gebaut und ausgestattet wird. Sie hat nicht einfach nur bestimmt, welche Analysegeräte sie für ihre Forschung braucht – insbesondere das Röntgen-Diffraktometer und das Inductively Coupled Plasma-Optical Emission Spectrometer. Sondern sie hat sich auch überlegt, welche Lüftung, Stromversorgung, Lichtführung, Gas- und Wasserleitungen im neuen Chemielabor eingebaut werden sollen, und zusammen mit der Bauleitung nach den besten Lösungen gesucht. Ziemlich ungewöhnlich für die Inhaberin einer Assistenzprofessur. «Die ganze Bauphase war sehr intensiv», gibt Ibáñez denn auch zu, «aber das hohe Engagement für das neue Labor und die Verantwortung, die man mir übertragen hat, haben mich auch sehr mit dem IST verbunden.» 2021 wird «ihr» neues Chemielabor fertiggebaut sein. Nicht nur Ibáñez’ eigene Forschungsgruppe wird dorthin umziehen, auch für andere Gruppen reicht der Platz und die Infrastruktur. In ihrem massgeschneiderten Laborbereich wird sie dann richtig loslegen können mit der Suche nach neuen thermoelektrischen Nanomaterialien.
Text: Brigitt Blöchlinger
Fotos: Felix Wey