Quantentechnologie mit Kohlenstoff-Nanomaterialien

CarboQuant

Die Quantenphysik mit ihren eigenen Gesetzen birgt ein enormes ungenutztes Potenzial. Zwar können mit viel Aufwand bereits rasend schnelle Quantencomputer hergestellt werden. Doch im Alltagsleben spielt die Quantenphysik noch nicht die Rolle, die sie spielen könnte. Das soll sich mit dem Projekt CarboQuant an der Empa in der Nähe von Zürich ändern; es wird seit 2022 von der WSS unterstützt.


Das Projekt kurz erklärt

Das Team des Forschungsprojekts CarboQuant an der Empa, dem Eidgenössischen Forschungsinstitut für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung in Dübendorf, Schweiz, will eine Methodik und eine Infrastruktur aufbauen, mit der es ihre Kohlenstoff-Nanostrukturen so weiterentwickeln kann, dass sie sich als elektronische Bauteile breit nutzen lassen. Die neuartigen quantenelektronischen Bauteile sollen bei Raumtemperatur funktionieren und im Alltag anwendbar sein.

Projektleiter von CarboQuant ist der Physiker Roman Fasel, sein Stellvertreter der Physiker Oliver Gröning. Die beiden haben in den letzten zwölf Jahren mit ihrem Team die wissenschaftliche Basis geschaffen, auf der sie nun aufbauen können. Die Basis bilden ihre Graphen-Nanobänder. Im Laufe der Jahre haben sie ein Verständnis dafür entwickelt, wie sie deren Strukturen verändern müssen, um Quanteneffekte zu steuern. Mittlerweile können sie die komplexen Strukturen der Graphen-Nanobänder äusserst präzise manipulieren. Bisweilen macht die Veränderung eines einzelnen Atoms einen gewaltigen Unterschied aus.

Mit der Unterstützung der Werner Siemens-Stiftung wollen sie nun eine Technologieplattform entwickeln, auf der als Materialbasis die Graphen-Nanobänder in einer Art Bibliothek zu finden sind. Gleichzeitig wollen sie eine gut funktionierende Infrastruktur und Methodik aufbauen, mit der die Nanobänder charakterisiert werden können. Das bedeutet viel Kleinarbeit, ist jedoch unabdingbar, um die Nanomaterialien gezielt für den Einsatz im Alltag weiterentwickeln zu können. Die Nanobänder der Empa erfüllen bereits ein zentrales Kriterium: Sie sind bei normalen Umgebungstemperaturen stabil. Darin unterscheidet sich das Projekt CarboQuant von den vielen anderen Projekten weltweit, deren quantentechnologischen Entwicklungen bisher nur bei extrem tiefen Temperaturen funktionieren und riesige und immens teure Kühlanlagen benötigen. Mit CarboQuant soll eine Quantentechnologie aufgebaut werden, die ohne teure Kühlanlagen auskommt, weniger Strom verbraucht und auf dem Element Kohlenstoff basiert, das ungiftig, günstig und problemlos verfügbar ist – kurz: sich für den Einsatz im Alltag eignet.


Zahlen und Fakten

Projekt

Das Forschungsprojekt CarboQuant an der Empa, dem Eidgenössischen Forschungsinstitut für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung, in Dübendorf bei Zürich will eine Methodik und eine Infrastruktur aufbauen für die Weiterentwicklung ihrer Kohlenstoff-Nanostrukturen, mit denen sich Quanteneffekte für elektronische Bauteile nutzen lassen. Ziel ist die Entwicklung von quantenelektronischen Bauteilen, die bei Raumtemperatur funktionieren und im Alltag anwendbar sind.

Unterstützung

Die Werner Siemens-Stiftung unterstützt das Forschungsprojekt CarboQuant mit der Finanzierung der Gehälter von Fach- und Nachwuchskräften und der Infrastruktur sowie mit der Übernahme der Sachkosten.

Mittel der Werner Siemens-Stiftung

15 Mio. Euro für 10 Jahre

Projektdauer

2022–2032

Projektleitung

Prof. Dr. Roman Fasel, Titularprofessor am Departement für Chemie, Biochemie und Pharmazie der Universität Bern und Leiter des nanotech@surfaces Laboratory an der Empa, dem Eidgenössischen Forschungsinstitut für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung, Dübendorf, Schweiz

Zusammenarbeit Organische Synthese

Technische Universität Dresden, Deutschland; Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz, Deutschland; Nagoya University, Nagoya, Japan

Zusammenarbeit Nanofabrikation, Charakterisierung
und Quantencomputer

Binnig and Rohrer Nanotechnology Center, Rüschlikon, Schweiz; Technische Universität Delft, Niederlande; University of California, Berkeley, USA

Zusammenarbeit Theorie und Simulationen

International Iberian Nanotechnology Laboratory (INL), Braga, Portugal; Rensselaer Polytechnic Institute, Troy, USA