Festliche Verleihung der sechs WSS-Forschungspreise
Die Werner Siemens-Stiftung (WSS) hat am 16. Juni 2023 den sechs Finalisten im Wettbewerb um das «Jahrhundertprojekt» in Luzern je einen WSS-Forschungspreis in der Höhe von 1 Million Schweizer Franken in festlichem Rahmen übergeben.
Die Gremien der Werner Siemens-Stiftung waren an der Preisverleihung in corpore anwesend. Der Stiftungsrat, der wissenschaftliche Beirat und der Beirat der Familie empfingen die sechs Preisträger-Teams im Hotel Astoria in Luzern.
«Wir wollen Sie heute feiern und Ihnen die Urkunden übergeben», begrüsste Professor Matthias Kleiner, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats und Leiter des «Jahrhundertprojekts», die Finalisten. Die WSS-Forschungspreise, führte er aus, würden es jedem der sechs Teams ermöglichen, die Ideen in den kommenden Monaten zu einem Konzept für das «Jahrhundertprojekt» weiterzuentwickeln – ein mit 100 Millionen Schweizer Franken dotiertes WSS-Forschungszentrum «Technologien für eine nachhaltige Ressourcennutzung».
Weitsicht, Innovation und Anwendbarkeit
Hubert Keiber, Obmann des WSS-Stiftungsrats, verwies in seiner Ansprache auf die Gründung der Werner Siemens-Stiftung im Jahr 1923 – das 100-jährige Jubiläum ist der Grund, weshalb die WSS den Wettbewerb um das Jahrhundertprojekt veranstaltet. Töchter der Siemens-Gründer schufen und alimentierten die Stiftung, und es sei ihrer Weitsicht zu verdanken, «dass wir heute hier zusammenkommen».
Auch das neue WSS-Forschungszentrum solle ein Ort der Weitsicht werden, ein Zentrum, wo ein interdisziplinär aufgestelltes Team inspiriert arbeiten und seinen neuartigen Ansatz zur Entwicklung von Technologien für eine nachhaltige Ressourcennutzung vorantreiben könne. Ziel sei es, mit dem neuen Forschungszentrum die weltweiten Bemühungen um eine nachhaltige Ressourcennutzung entscheidend weiterzubringen, sagte Hubert Keiber. Auch der Beirat der Familie stehe hinter dem «Jahrhundertprojekt», betonte Oliver von Seidel.
Die sechs WSS-Forschungspreisträger erhielten im Rahmen der Preisverleihung die Möglichkeit, ihre Ideen für ein WSS-Forschungszentrum «Technologien für eine nachhaltige Ressourcennutzung» kurz vorzustellen und kritische Fragen des hochkarätigen wissenschaftlichen Beirats der WSS zu beantworten.
Sechs ausgezeichnete Ideen
Das Projekt «ChemSysCon – neue chemische Systeme für die Konversion nachhaltiger Ressourcen» will chlorchemische Prozesse nachhaltig und sicher gestalten. Die Idee wurde von Prof. Dr. Sebastian Hasenstab-Riedel, FU Berlin, vorgestellt, der eine Zusammenarbeit mit Teams des Fraunhofer IAP und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung vorsieht.
«catalaix – Katalyse für eine Kreislaufwirtschaft» will eine Gesamtkreislaufwirtschaft für diverse Kunststoffe wie PET und Polyethylen entwickeln, in der neue Katalysatoren eine wichtige Rolle spielen bei der nachhaltigen Herstellung von Produkten. Das Projekt wurde von Prof. Dr. Jürgen Klankermayer und Prof. Dr. Regina Palkovits, RWTH Aachen, präsentiert.
«Revolution der Nahrungsmittelproduktion» schlägt ein zirkuläres, pestizidfreies, nachhaltiges und extrem produktives Vertical-Farming-System vor, mit dessen Hilfe der Kalorienbedarf der weltweit wachsenden Bevölkerung auf nachhaltige Art gedeckt werden kann. Vorgestellt wurde das Projekt von Prof. Dr. Senthold Asseng, TU München.
«Brennstoffe und Basischemikalien – aus der Luft gegriffen» will Energie direkt aus dem Sonnenlicht gewinnen und in nur einem Prozessschritt kostengünstigen grünen Wasserstoff herstellen und speichern. Das Projekt wurde von Prof. Dr. Greta Patzke, Universität Zürich, vorgestellt und sieht die Zusammenarbeit mit Teams von Eawag und Empa vor.
«Höchsteffiziente Erzeugung von Strom und Wasserstoff aus Solarenergie» will Solarmodule, die aus nachhaltigen Materialien bestehen, effizienter machen und ihre Herstellungsenergie und Modulfläche minimieren. Das Projekt wurde präsentiert von Prof. Dr. Andreas Bett und Dr. Frank Dimroth, Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme und Universität Freiburg.
«RenewSusCat – erneuerbare Energie für nachhaltige Katalyse» will die Katalyse von Kohlenstoff- und Wasserstoff-Verbindungen mit erneuerbarer Energie kombinieren und direkt nutzbar machen für die Synthese neuer Produkte für Pharmazie und Life Sciences. Das Projekt wurde von Prof. Dr. Lutz Ackermann, Georg-August-Universität Göttingen, vorgestellt.
Konzept für ein WSS-Forschungszentrum
Im Anschluss an die Kurzpräsentationen übergaben Hubert Keiber, Obmann des Stiftungsrats, und Oliver von Seidel, Vorsitzender des Beirats der Familie, jedem der sechs Projektteams den WSS-Forschungspreis in der Höhe von einer Million Schweizer Franken.
Die sechs WSS-Preisträger-Teams hätten nun bis zum 31. Oktober 2023 Zeit, ihre Ideen zu konkretisieren, sagte Matthias Kleiner zum weiteren Vorgehen im Wettbewerb um das Jahrhundertprojekt. Er betonte, dass die anwesenden Forschungsteams allesamt höchste Qualität aufwiesen und von der WSS wohlüberlegt aus den insgesamt 123 Projekteingaben ausgewählt worden seien. «Wir freuen uns sehr auf Ihre Konzepte», sagte er und fügte an, dass die WSS noch vor Weihnachten zu entscheiden gedenke, wer den Zuschlag für das mit 100 Millionen Schweizer Franken dotierte WSS-Forschungszentrum «Technologien für eine nachhaltige Ressourcennutzung» erhalte.